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Kurzgeschichte: Feiertag

Ganz beengend war es hier. Dort, wo so viele Menschen zusammen kamen, dort war er einsam. Bis eben hielt er noch einen hölzernen Stab in der Hand, der von Zuckerwolken umhüllt war. Jetzt war dieser auf dem mit Kaugummis und rosa Eiscreme gescheckten Asphalt unter seinen Füßen gelandet. Doch das interessierte ihn nicht. Da waren noch andere und die interessierte das auch nicht. Wie ein Popstar auf einem Laufband trugen seine Beine ihn wie von selbst durch die Fabrik, wo noch 100 weitere Popstars waren. Man sprach ihn an und wollte sein Geld. Er machte ja den Eindruck er habe welches, da er jetzt hier war. Uff, diese Tradition. Eine mühselige Volksroutine war sie. Und all die Händler, die sich um das Laufband versammelten, lachten frustriert und augenlos. Er war ihnen so egal wie letztes Jahr und das davor. Wie einsam er sich nur fühlte. Er wollte nicht nach außen schauen, er durfte auf keinen Fall stehen bleiben, denn er fürchtete die mahnenden Blicke der Mitläufer. Ganz laut war es hier. Wahnsinnig konnte man werden. Aus allen Gassen rechts und links, da vorn und da konnte man in wilder Fuge schleifenhaft Werke wie „Cordula Grün“ und „Atemlos“ hören, die ohne den Genuss bitter-bräunlicher Flüssigkeiten nur als Lärm zu erkennen waren, wenn sie sich mit den unschön überzeugten Lauten der Menschenrudel vermischten. Er war nicht so. Er war nur aus Versehen hier, er hatte etwas missverstanden. Er hatte sein Rudel schon lange hinter sich gelassen, um mit ihr glücklich zu werden. Und sie war auch nicht so. Gerne würde er jetzt nochmal seinen Holzstab halten, um seine kalten Finger zu beschäftigen. Doch seine Beine bewegten sich weiter im Strom mit den anderen Beinen bis zur letzten Gasse.

 

Fiona

(kk)

 

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Kommentare: 1
  • #1

    lory (Dienstag, 10 September 2019 10:02)

    find ich cool :3 Keep it up