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Wie Corona unseren Alltag verändert

 

Der Mensch trifft am Tag bis zu 100.000 Entscheidungen. Das fängt schon morgens früh an: stehe ich auf, wenn mein Wecker klingelt oder drücke ich lieber snooze? Dies zieht sich den Tag über hindurch: erledige ich meine Arbeitsaufträge auf Moodle jetzt oder doch eher heute Abend um 23.00 Uhr kurz vor Abgabe? Die „Corona-Zeit“ kann, vor allem für uns Schülerinnen und Schüler eine wertvolle aber auch herausfordernde Zeit sein. Es liegt in der Hand eines jeden einzelnen, was er daraus macht. Ich weiß, dass die Corona Pandemie viele Firmen, vor allem auch Familienunternehmen, vor bisher nie da gewesene Probleme und Existenzängste stellt. Ich weiß, dass schätzungsweise 234.000 Menschen weltweit schon an Covid-19 gestorben sind. Ich weiß, dass knapp 20.000 Menschen in einem für 3000 Personen ausgebauten Flüchtlingscamp, in dem es kaum Platz zum Abstandhalten oder Wasser zum Händewaschen gibt, leben. Ich bin mir über all dessen bewusst und verfolge täglich die Nachrichten. Obwohl ich an dieser Stelle natürlichen über einen dieser Punkte schreiben könnte, möchte ich die Covid-19 Krise aus einem anderen Blickwinkel betrachten.

 

Die Pandemie zeigt uns auf, wie wichtig es ist, die zusätzliche freie Zeit bewusst wahrzunehmen und nicht einfach verstreichen zu lassen. Denn Entscheidungen zu treffen und eine gewisse Alltagsroutine zu entwickeln ist momentan wichtiger denn je. Vor allem wir als Schülerinnen und Schüler sind es gewohnt nach Schema F und nach den Zeitvorgaben und Abgabeterminen unserer Lehrer zu arbeiten und von einem Freizeitevent wie Fußball oder Musikunterricht zum nächsten zu hetzten. Doch das ist momentan nicht denkbar. Zwar soll ab dem 04. Mai zumindest die Oberstufe die Schule wieder besuchen können, doch Schule, wie wir sie noch bis vor 4 Monaten kannten, ist momentan nicht möglich.

 

Digitale Plattformen, wie Moodle, helfen zumindest den Schullalltag durch Arbeitsaufträge ein wenig beizubehalten, doch können sie ihn niemals komplett ersetzten. Denn Schule ist viel mehr als Lernen. Schule ist ein Ort, an dem man täglich mit seinen Freunden in Kontakt ist und seinen Hobbies wie Sport in der Volleyball AG oder Musik in der BigBand nachgehen kann. Die freie Zeit, die wir jetzt anstatt mit Freunden alleine zu Hause verbringen, kann beengend und belastend sein. Für mich persönlich ist sie allerdings eine Zeit, in der ich all dem nachgehen kann, was in den letzten Monaten und Jahren auf der Strecke geblieben ist. Wir haben momentan die Möglichkeit, all das zu erledigen oder zu lernen, wofür wir sonst immer „keine Zeit“ oder vielmehr keine Lust hatten. Ich persönlich denke so oft über Dinge nach, die hätten anders laufen können, wenn ich doch früher etwas dafür getan hätte. Den Anfang zu finden ist immer der schwierigste Schritt. Oft fühlt man sich von schwer scheinenden und neuen Aufgaben leicht überfordert, doch wenn man sie dann angeht, läuft es einfach.

 

Wie man die neugewonnene Zeit nutzt, ist eine Frage der Einstellung und der Perspektive. Ich zumindest stelle an mich den Anspruch, meine gezwungenermaßen freie Zeit so gut es geht effektiv zu nutzen. Zwar steht auf meiner „Tages To-Do Liste“ neben frühem Aufstehen und Bücher lesen auch Netflix und Instagram, trotzdem versuche ich meinem Alltag wenigstens etwas Struktur beizubehalten. Ganz klar! Den ganzen Tag zu Hause zu verbringen kann schnell ermüdend und erdrückend sein. Bitte verstehe mich nicht falsch! Es ist völlig in Ordnung einmal auszuschlafen oder mal den ganzen Tag Netflix zu schauen. Doch das sollte in deinem „neuen“ Alltag nicht überhand nehmen. Es muss nicht unbedingt bedeuten, dass du morgens um 6:00 Uhr aufstehst, nach deinem Yoga-Workout ein Bananenbrot backst und du neben deinen sonstigen Schulaufgaben zusätzlich noch eine neue Sprache lernst. Vielmehr sollte man zu Hause an den kleinen Punkten arbeiten, mit denen man nicht zufrieden ist. Vielleicht kannst du deine freie Zeit momentan auch nutzen um anderen zu helfen, zum Beispiel indem du das Einkaufen für ältere Menschen übernimmst und du dich mit deinen Freunden hauptsächlich über Skype triffst.

 

Du triffst am Tag 100.000 Entscheidungen. Jede noch so kleine Entscheidung bestimmt deinen Alltag und deine genutzte Zeit. Vielleicht denkst du ja daran zurück, wenn sich hoffentlich in einigen Monaten die Lage entschärft und wir in einem Jahr unseren gewohnten Alltag leben. Dann wird es vielleicht wieder so sein, wie Fynn Kliemann es in einem Lied singt: „Es ist doch alles wahr, was man sagt, dass man nicht viel Zeit hat und aus der Zeit zu wenig macht“.

 

(kk)

 

 

 

(Alle angeführten Daten beziehen sich auf den Stand des 01.05.2020)

 

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